Winterlich Würzen

Warum gibt es eigentlich traditionell zur Weihnachtszeit gebratenen Zimtapfel, Spekulatius, Nusskuchen und Glühwein?

Für all diese traditionellen Rezepte gibt es einen einfachen Grund. Wir haben Winter.

Es ist nicht zu unterschätzen, wie sehr diese kalte Jahreszeit der Einkehr und Stille uns tatsächlich kulturell geprägt hat. Die Menschen in unserer gemäßigten Klimazone mit frostigen Wintern mussten sich seit jeher jedes Jahr aufs Neue darauf einstellen, dass es eine Zeit voll Kälte, Dunkelheit und ohne Ernte geben wird. Viele Vorbereitungen mussten getroffen werden, viel Energie und Zeit, um sich Techniken und Verfahren zu konstruieren, nur um diese Zeit gut zu überleben.


Der Winter hat uns damals dazu gebracht, bei Weitem nicht nur die Häuser gut zu isolieren oder für genug Feuerholz zu sorgen, sondern auch unsere Nahrung einzulagern und haltbar zu machen.

Fleisch wurde gepökelt oder geräuchert, um viele Monate zu überdauern und wir lagern bis heute Getreide ein und mahlen es. Kein Land der Welt hat so viele verschiedene Brotsorten wie Deutschland, auch aus dem Grund, weil Brot eine der Hauptnahrungsquellen im Winter war.

Unser einheimisches Obst wie Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume haben vor allem im Winter ihren großen Auftritt gehabt. Und auch unsere vielen Kohlarten, Hülsenfrüchte, Nüsse und Wurzelknollen, sowie Zwiebeln waren zu dieser Zeit unverzichtbar, weil sie alle lange lagerungsfähig waren oder aber gut dafür geeignet waren, eingelegt zu werden. Frische Kräuter sind fast immer zu bevorzugen, wurden aber auch schon seit Menschengedenken getrocknet, da es sie im Winter nicht geben wird.

Dank der Globalisierung und diverser Kühltechnik und Heizungssystemen, ist der  Winter heute nicht mehr so ein großes Problem. (Höchstens eines der Umwelt aufgrund unseres Jahreszeiten- und Klimazonenunabhängigen Konsumverhaltens, aber das soll hier nicht weiter Thema sein.)

Die Rezepte sind jedoch geblieben und wir blicken teilweise auf lange Kulturgeschichte zurück.

Wir rösten Nüsse, backen Zimtsterne, Anisgebäck und Lebkuchen, füllen den Festtagsbraten mit Zwiebel und Apfel, haben Rotkohl o.ä. als Beilage und bereiten allgemein Obst eher warm oder gebacken in Kuchen zu.

Warm ist hier ein wichtiges Stichwort, denn in der chinesischen Ernährungskultur wird noch viel mehr auf die Eigenschaften von Nahrungsmitteln geachtet. Es ist kein Zufall, dass vor allem Zimt, Ingwer, Anis, Fenchel, Kardamom, Nelken, Thymian, Beifußkraut, Wacholder usw. in unserer winterlichen Küche besonderen Anklang finden.

Sie alle besitzen nämlich die Eigenschaft, unseren Körper und speziell unserem Verdauungstrakt ordentlich einzuheizen. Wärme ist für eine gute Verdauung unverzichtbar. Die Chinesen sprechen sogar vom Verdauungsfeuer.

 Und wann, wenn nicht im Winter, macht uns die Kälte besonders zu schaffen und bringt uns dazu, warme Speisen zu sich zu nehmen und sich die Bude einzuheizen.

Wenn die Verdauung nicht warm genug ist, kann sich das in vielerlei Symptomen äußern. Allgemein sind wir anfälliger für Frösteleien an Armen und Beinen, v.a. Füßen, sind schneller müde und träge. Vor allem, wenn das speziell nach dem Essen besonders auffällt, ist das ein Indiz dafür, seine Verdauung zu unterstützen. Wenn dann auch noch der Stuhlgang eher zu chronischer Weichheit neigt oder gar flüssig wird, wissen wir, dass wir Kälte im Bauch haben.

Die Chinesen raten dazu, dann nicht nur bestenfalls 3 warme Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen, (angefangen am besten mit Porridge zum Frühstück, warme Mittagsspeisen und Suppen zu Abend) sondern auch mehr mit wärmenden Gewürzen und Kräutern zu kochen. Bei allen oben genannten Kräutern und Gewürzen wissen wir ja auch im Groben, dass sie die Verdauung ungemein anregen und das auch wegen der wärmenden Wirkung. (Speziell Fenchel hat sich bereits bei Babys besonders bewährt aus genau diesem Grund.)

Wenn Ihre Verdauung mal wieder etwas Antrieb braucht und weil nun winterliche Temperaturen einkehren, lege ich Ihnen darum  ans Herz, den morgendlichen warmen Porridge mit Zimt zu garnieren, Obst mit Nelken und Anis oder Kardamom oder wieder Zimt und schönsten Nüssen zu braten, ob mit oder ohne Sirup, ihren Braten mit Zwiebeln, Knoblauch, Wacholder und Beifuß oder Fenchelfrüchten zu servieren, allgemein ihre Speisen mit ordentlich einheizender Würze zuzubereiten, die heimische Backstube mit Spekulatius und ähnlichem Gebäck anzufachen und ein oder zwei Tassen mehr feinen Kräutertees zu trinken.

Also dann: Auf einen würzigen und wohlig warmen Winter!

Ebenfalls wärmende Grüße wünscht

Constanze Clauss

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